Pai (2.0)

Zukunftsprototyp für das Deutsche Museum Nürnberg

Fachhochschule Potsdam, 2016
Team: Elias Suske, Felix Thiel, Ivo Erichsen, Julian Lucas Wohlleber, Jasper Precht

Deutsches Museum Nürnberg, 2023
Sonderausstellung "Prototypen" - Einen Versuch ist es wert
Redesign: Felix Thiel, Jasper Precht
 

Damals haben wir gemeinsam in einem Interfacedesignkurs an der Fachhochschule einen Küchenprototypen für BSH (Bosch und Siemens Haushaltsgeräte) entwickelt. Wir wurden damals zusammen mit der FH-Potsdam und drei weiteren Teams in das Haus der Kunst nach München eingeladen, um diesen zu präsentieren. Ich habe mich hauptsächlich an der Elektronik und Programmierung des "Mock-Ups" beteiligt. Dazu hatten wir einen alten Multitouchtisch aus der Fachhochschule wieder zusammengebaut. Mit eingebauten Infrarot-LEDs und einer Infrarotkamera konnten Touchevents von unten durch eine Milchglasplatte simuliert werden. Diese konnten wir über das TUIO Protokoll auslesen und damit Keyevents auslösen, um mit einem UI-Interface in Framer.js zu interagieren, das von unten auf die Milchglasfläche projiziert wurde. Unsere Vision war eher die Entwicklung eines kleinen Küchenroboters, einer Art Hub, mit dem alle Küchengeräte gesteuert werden können und der autonom herumrollt (ähnlich dem Nachfolger von R2D2 in Star Wars). Da ein Roboter auf Rädern mit einer Projektion auf die Küchearbeitsfläche technologisch ziemlich komplex ist, haben wir ein Mockup gebaut, das zumindest über ein Potentiometer, einen Pushbutton und einen kapazitiven Sensor gesteuert werden konnte.

Fünf Jahre später hat sich das Deutsche Museum in Nürnberg für eine "Zukunftsprototypen"-Ausstellung gemeldet und angefragt, ob wir das Exponat noch besitzen und für die Ausstellung bereitstellen könnten. Ich war mir nicht ganz sicher, da ich zunächst dachte, dass wir es an einer Bushaltestelle in München vergessen hatten und es vermutlich von der Polizei als bombenähnliches Objekt konfisziert wurde. Also musste ich die Kugel zusammen mit Felix Thiel noch einmal neu bauen, jedoch ohne die ganze Interaktion. Als Showcase habe ich die ursprünglichen 4 LEDs für die Projektion und eine rote Statusleuchte verbaut. Da auch sämtliche CAD-Daten fehlten und ich das Objekt damals nicht in 3D geplant hatte, musste ich es komplett neu in Rhino konstruieren.

Die Ironie an dem Ganzen: Bosch hat drei Jahre später einen Projektor auf dem Markt gebracht, der die Arbeitsplatte in ein Smart-Display verwandelt. Die Idee kommt einem bekannt vor und seltsam, dass es auch noch ausgerechnet "PAI" heißt. Das kann ja nur ein Zufall sein. Und siehe da! Es hat den red-dot Designaward 2020 gewonnen:
https://www.red-dot.org/de/project/bosch-pai-projection-and-interaction-45199
Verpasste Chance für uns, denn im Haus der Kunst gingen wir leider leer aus.

Zugegebenermaßen mag ich die ganze Story dahinter viel mehr, als das Produkt und die Ergebnisse. Und was wäre schon Entwicklungen ohne die Geschichten dahinter, von den wir leider viel zu selten etwas mitbekommen.

Erster Prototyp - FH Potsdam

Prozess

Renderings

Renderings von Ivo Erichsen

finales Video

Boschs Variante

Zweiter Prototype - Deutsches Museum Nürnberg

CAD-Modelle

Damals wurde das Modell in Solid Works gebaut. Die neue Version ist in Rhino V6 und Grasshopper entwickelt worden.

Hardware

In der Ausstellungsversion läuft ein Kabel durch die Plexiglassteele damit das Gerät dauerhaft mit Strom versorgt werden kann und nicht wie beim Original die Batterien alle gehen und die LEDs aus gehen können.

finales Ergebnis

Foto: Benny Meyer, Deutsches Museum Nürnberg